Gegen Langeweile


* Futterbeschäftigung
 
Die Beschäftigung mit Futter ist unsere Möglichkeit die Tiere auf natürliche Art zu fordern und zu fördern. In der Natur müssen die Rudelmitglieder auf "Beutesuche" gehen und sich dabei vielen Gefahren aussetzen.
Natürlich möchten wir unseren Tieren keine Gefahren zumuten aber die Beutesuche können wir nachstellen. Nicht immer müssen wir für Futterspiele aktiv beteiligt sein. Wir müssen das Futter nur so bereitstellen, dass es nicht komplett geschenkt ist und schon beschäftigen die Tiere sich quasi von alleine. Auch für die Beweglichkeit, die Figur und damit Gesundheit ist eine Futterbeschäftigung förderlich!
Achtung: Senioren können sich an der Futtersuche evtl. nicht mehr gut beteiligen! Für sie muss eine permanente Futterversorgung gewährleistet sein!
 
Im Käfig fangt Ihr damit an, dass der Napf grundsätzlich unten steht. Ratten halten sich gerne in höheren Ebenen auf, da brauchen wir ihnen den Napf ja nicht noch vor die Nase stellen!
 
Das Futter darf auch durch Bastelagen oder Papageienschalen an schwierigeren Stellen angebracht werden als das übliche ebenerdige abstellen eines Napfes.
 
Auch Bestandteile im Futter können für Beschäftigung sorgen. Anstelle von Johannisbrot könnte man zum Nagen auch ganze Haselnüsse mit Schale anbieten - auch wenn diese natürlich einen höheren Fettgehalt haben. Generell sollten die enthaltenen Saaten zumindest teilweise Schalen haben die die Tiere vor dem Verzehr entfernen müssen.
So ziemlich das langweiligste ist wohl ein Breckies- oder Pelletfutter.
 
Frischfutter im Käfig kann man durch Futterspieße oder Futterbälle anbieten. Wer sich etwas mehr Mühe machen möchte, kann auch Obst und Gemüse auffädeln (Nadel und Faden).
 
Ein baumelnder Maiskolben kann Tiere zum Glück nicht KO schlagen bietet aber ebenfalls eine anspruchvolle Beschäftigung.
 
Sehr beliebt sind auch gekochte ganze Eier mit Schale. (max.1x pro Woche)
 
Für größere Haltungen bieten sich auch ganze frische Kokosnüsse als Beschäftigung an. Vorher muss man jedoch die Kokosmilch mit einer Bohrmaschine und 2 Löchern heraus lassen. Die Kokosmilch mögen die Tiere auch gern zum Trinken. (max. 1x  im Monat)
 
 
 
* Leckerchen Beschäftigung

Natürlich kann man Leckerchen einfach jedem Tier ins Mäulchen stecken und es damit gut sein lassen. Aber man kann Tiere damit auch dressieren oder die Tiere zum Gehirnsport motivieren.
Letzteres ist besonders Für Senioren geeignet die körperlich bereits eingeschränkt sind.
 
Es handelt sich hier um einfache Intelligenzspiele bei denen beispielsweise etwas aufgeschoben werden muss um an ein Leckerchen darunter heran zu kommen.
 
Auch können Leckerchen versteckt werden (Nasenspiel)
 
oder so verpackt werden, dass das Tier einige Zeit braucht um daran zu kommen. (Nagespiel) Hier nimmt man zum Beispiel eine Klopapierrolle und stopft eine Seite mit Klopapier zu. Dann füllt man einige Leckerchen in die offene Seite ein und stopft diese Seite auch zu. Das Tier muss sich schon anstrengen um da heran zu kommen. Auch Eierkartons könnte man so präparieren.
 
Eurer Fantasie ist nur eine Grenze gesetzt: Es darf nicht gefährlich sein! Aluminium beispielsweise ist tabu!
 
 
* das erreichen eines normalen Handlings

Das Handling ist unsere Möglichkeit mit den Tieren überhaupt Kontakt zu haben. Wenn möglich, sollte der Besitzer seine Tiere jeder Zeit händeln können! Dies ist bei Tierarztbesuchen absolut notwendig. Letztlich ist ein Tier das sich gut händeln lässt nicht einfach nur gut gezähmt, sondern es hat ein unglaubliches Vertrauen in seinen Menschen oder in generell alle Menschen.
 
Normalerweise hegen Ratten keine Aggressionen gegenüber dem Menschen. Welpen sind von Anfang an freundlich und neugierig und wenn man sich um sie kümmert werden sie fast von alleine zahm.
Jungtiere die nicht zahm sind, sind also zumeist nicht böse, sondern ängstlich und das auch nicht unbedingt weil sie gequält wurden sondern weil sie zu wenig oder gar keinen Kontakt zum Menschen hatten.
 
Die Pullimethode
Generell gewöhnt Ihr Tiere am besten an Euch, wenn Ihr dem Tier in einer sicheren Unterkunft die Möglichkeit gebt, Euch - also Euren Körper, Eure Stimme, Eure Bewegungen und Euren Geruch - kennen zu lernen.
Über viele Jahre hat sich dafür die Pullimethode bewährt. Man nimmt einen weit geschnittenen Pulli mit Kapuze und Bauchtasche und stopft sich das Tier bis zu 3x am Tag für zunächst kürzere und später immer länger werdende Zeit in den Pulli. (während Ihr ihn an habt versteht sich!) Die Dunkelheit und wärme im Pulliinneren beruhigt die Tiere und sie werden sich sicher fühlen. Trotzdem nehmen sie Euch unbewusst wahr.
Irgendwann werden die Tiere mal neugieriger. Ihr könnt ihnen Leckerchen anbieten wenn sie die Nase aus einer Öffnung stecken oder sie unter dem Pulli kraulen.
Wenn das Tier sogar mal auf Entdeckungstour gehen möchte, wird es in unsicheren Momenten zu Euch zurück flüchten - in die "Pulli-Höhle".
So habt Ihr zwar noch kein Handling mit dem Tier erreicht, aber es verbindet Euch mit Sicherheit und Schutz und das ist positiv! Ihr habt nun eine Bindung zum Tier.

Solltet ihr Negative Rückmeldungen eures Tiers erhalten und es von Tag zu Tag schlimmer werden, unterbrecht diese Methode bitte. Diese Methode ist zwar sehr bewährt aber nicht für jedes Tier gut geeignet. Für Tiere die bereits schlechte Erfahrungen mit dem Menschen haben ist dies evtl.  der blanke Horror!
 
Die Hand
Wenn Ihr ein Tier greift, es krault oder mit ihm spielt ist es eigentlich immer Eure Hand die dem Tier gegenüber in Erscheinung tritt.
Eure Hand gibt Leckerchen, spielt und krault. Das ist positiv.
Die Hand greift aber auch, und das kann dem Tieren auch mal Angst machen.
Ihr solltet das Tier so oft wie möglich vorsichtig greifen, auch mal umdrehen oder kurz fest halten.
Das Tier kann sich nur an Dinge gewöhnen, wenn es ihnen auch ausgesetzt wird!
Fangt mit solchen Übungen also nicht erst beim Tierarzt an, sondern bereits vorher.
Wenn das Tier Angst hat, seit ruhig etwas schonender und lobt danach mit hoher Stimme, Leckerchen oder kraulen. Aber hört niemals auf, die Tiere so zu händeln. Normalerweise verlieren sie ihre Angst im Laufe der Zeit.
Das Video zeigt euch, wie "weich" eine Ratte im Handling werden kann.


 

Bei ungezähmten Tieren:
Sollte es notwendig werden, das Tier beim Tierarzt mit einem Handschuh bändigen zu müssen, wird das vorhandene Vertrauen evtl. geschädigt oder gar zerstört.
Wie sollte man die Tiere also händeln, damit das nicht passiert?
 
In erster Linie muss das Tier wissen und begreifen, dass Ihr mit ihm tut was Ihr wollt. Ein "Ausweichen" oder im schlimmsten Fall "Wehren" des Tieres sollte vermieden werden. Entsteht trotzdem eine solche Situation gibt es kein Zurück mehr: Ihr müsst das konsequent durchziehen! Nicht einfach aufhören oder das Tier gewähren lassen...
In zweiter Linie muss das Tier also das Vertrauen gewinnen, dass Ihr ihm egal was passiert niemals etwas böses antun würdet. Erst wenn dieses Vertrauen endlich da ist, wird Punkt 1 zunehmend erduldet. Warum kämpfen oder wehren oder flüchten, wenn doch nichts Schlimmes passiert?
Aber es ist nicht einfach den Tieren diese beiden Punkte begreiflich zu machen. Es gehört viel Geduld dazu und man muss immer wieder Freundschaftsangebote machen. Hier mal ein Leckerchen aus der Hand und da mal eine ruhige Stunde im Pulli.
Letztlich darf man über jeden kleinen Fortschritt und Vertrauensbeweis glücklich sein.
 
Damit Ihr Euch weitere Erfahrungen und genauere Handhabungstricks holen könnt, empfehle ich euch Foren oder rattenbezogene Facebook Gruppen. Jedes Tier ist ein Individuum und bedarf einer eigenen Handhabungsart.
 
Nur am Rande für die besonders harten Fälle: Rattenbisse sind nicht "giftiger" als andere Tierbisse auch. Aber die Bisswunden entzünden sich - wie bei allen Tierbissen - gerne und eine Tetanusauffrischung wäre sicher nicht verkehrt!
An dieser Stelle ist folgendes noch wichtig zu wissen: Eine erwachsene Ratte kann eine Haselnuss mit einem Biss spalten! Bitte denkt daran..

 

 

* Dressur

 

Unter Dressur verstehe ich das Beibringen von speziellen Tricks.

Allein ein Sammelkomando "Komm, Komm Komm Komm" oder das "Mach Männchen" sind eindrucksvoll aber für geübte Trainer nicht schwer bei zu bringen.

Bei Ratten werden solche Tricks sogar von Jungtieren ab geschaut, weshalb ein Intensives Training einer Generation ausreichen kann um viele Jahre lang Trickreiche Mitbewohner zu haben.

Ich möchte euch nur diese beiden Tricks erklären, denn letztlich ist es immer das gleiche Prinzip das die Tiere ermutigt, zu tun, was ihr möchtet.

 

Sammelkomando

Was könnte ein Rudel dazu bringen, sich bei euch zu versammeln?

Nehmen wir mal an, ihr macht bei jeder Leckerchen vergabe das selbe Geräusch oder sagt in hoher Stimme immer das selbe Wort (Was letztlich für die Tiere eine Komplexe Abfolge von Geräuschen ist). Sie verknüpfen also das Leckerchen mit diesem Geräusch.

Es kann passieren , dass die Tiere fortan immer spalier stehen, wenn dieses Geräusch ertönt. Bestimmt kennt jeder Terhalter das "Knisterne Leckerchen Tüte" Symdrom bei Hunden oder Katzen.

Kaum, dass der Mensch die Leckerchentüte oder die Futterdose in der Hand hat steht das Tier bereits neben einem.

Dieses Verhalten erlernen Ratten als besonders Intiligente Tiere natürlich auch sehr schnell.

 

"Mach Männchen!"

Noch einfacher als das Sammelkomando ist "Mach Männchen!"

Ihr braucht nicht zwingend das Wörtliche Komando dafür nehmen. Es reicht auch, wenn ihr ein kurzes Geräusch dafür verwendet.

Das Tier macht von Alleine Männchen, wenn ihr ein Leckerchen hoch haltet.

Wenn ihr beim Leckerchen hoch halten immer das Geräusch macht, Weiß das Tier irgendwann, dass das Leckerchen "von Oben" kommt.

Irgendwann müsst ihr nur noch das Geräusch machen und das Tier stellt sich bereitwillig auf die Hinterbeine.

 

 

* Instinktnutzung

 

Auch Ratten haben Triebe...

Nein - Nicht nur den Vortpflanzungstrieb! ;-)

Also was ich meine ist beispielsweise ein Jagttrieb, ein Nestbautrieb, der Nagetrieb oder der Bunkertrieb...

Diese können wir uns zu Nutze machen um die Tiere zu bescheftigen.

Gerade Weibchen stehen unheimlich auf Nestbaumöglichkeiten. Bietet ihnen doch einfach mal ne Kiste Klopapierschnipsel an oder eine Rolle Klopapier im ganzen oder Stofffetzen. Ihr währt erstaund, wohin die das Zeig alles stopfen können.

Das Video zeigt ein tatsächlich auch tragendes Weibchen beim Nestbau.


Auch der Nagetrieb sollte nicht unerwähnt bleiben denn der Könnte euch schnell mal einen Schrank oder Bettpfosten kosten. Etwas hartes Brot ist meistens die lokrativere Alternative für die Tiere. Holz schmeckt schließlich nicht so gut. Legt ein Stück hartes Brot einfach in den Auslauf. 

Die wenigsten wissen es, aber Ratten haben teilweise einen wahnsinns Jagttrieb. Mit einem Federpinsel (Katzenspielzeug) oder ähnlichen Spielzeug kann man einige Tiere in einem wahnsinns Tempo herum jagen lassen. Bestärken könnt ihr dieses Verhalten indem das Tier den Federpinsel ab geben muss und dafür ein Leckerchen bekommt.

Achtung bei heißem Wetter: Überlastet eure Tiere bitte nicht!


Auch speziell Weibchentypisch ist das Bunkerverhalten. Sie schleppen leckere Sachen in eine Ecke und fressen erst, wenn sie alles "in Sicherheit" gebracht haben. Es ist ein wenig fies, aber das könnt ihr echt lange mit ihnen machen: Ihr könnt den Bunker räubern und die leckeren Sachen noch mal verteilen ^^

 

 

* Auslauf Aktiv und Passiv

 

Dies baut nun auf den vorherigen Thementexten auf!

Je nachdem, wieviel Zeit ihr habt und worauf eure Tiere so Bock haben, unterscheidet man zwischen Aktiven und passieven Auslauf.

Der Passiver Auslauf ist der, der quasie ohne euch stattfinden kann. Vielleicht habt ihr etwas interessantes im Auslauf aufgebaut, das die Tiere ermutigt, sich selbst zu Bescheftigen.

Zu den Passiven Bescheftigungsmöglichkeiten zählt zum Beispiel der baumelnde Maiskolben oder die Kiste Papierschnipsel.

Der Aktive Auslauf ist der, bei dem ihr anwesend seit und selber als Bescheftigungsgerät in Aktion tretet. Egal ob ihr nur kuschelt, Leckerchen verteilt oder mit dem Federpinsel herumspielt, Ihr seit da! Ihr bescheftigt die Tiere und greift in die Bescheftigung aktiv ein.

 

Optimal, ist eine Abwechslung oder Mischung beider Auslaufarten. Aber die Aktive Variante wird natürlich fast ausschließlich von zahmen Tieren genutzt, während die passive euch die Möglichkeit gibt, die Tiere zu bescheftigen ohne, dass sie etwas mit euch zu tun haben müssen.